Atmen für Anfänger
Der Atem als Spiegel der Seele
Wo auch immer Du bist, wenn Du dies hier liest, eins tust Du ganz bestimmt: ATMEN !
Wir können einige Woche ohne Nahrung auskommen.
Einige Tage ohne Wasser.
Aber ohne zu atmen können wir nur wenige Minuten überleben.
Atmen ist also essenziell. Jeder kann atmen und jeder tut es. Wieso also sich Gedanken über den Atem machen ?
Unsere Verdauung, unser Stoffwechsel, der Herzschlag, die verschiedenen Vorgänge im Körper geschehen ganz von alleine ohne unser Zutun. Darauf können wir uns verlassen.
Auch unseren Atem können wir vertrauensvoll an das Atmen selbst abgeben, und wir werden immer geatmet. Wir können nicht nicht atmen. Etwas ins uns gibt immer wieder den Impuls den Atem kommen oder gehen zu lassen.
Der Unterschied zu den anderen Abläufen im Körper ist, dass wir den Atem auch kontrollieren können. Wir können unseren Atem willentlich beeinflussen. Interessant daran ist, dass wir nicht nur willentlich Einfluss auf den Atem nehmen können, sondern dass wir auch unbewusst Einfluss auf den Atem haben. Je nach Gemütslage.
Die Qualität unseres Atems beeinflusst,
die Art wie wir mit Stress umgehen,
unsere Konzentrationsfähigkeit,
und unser Wohlbefinden.
Sie verändert sich aber auch je nach Anforderung und Situation:
- Fühlen wir uns überfordert, stehen unter Druck oder sind angespannt, wird der Atem unregelmässig, schnell und flach
- fühlen wir uns sicher und geborgen und sind entspannt, fliesst er langsam und tief
- Unser gesamter Organismus ist davon abhängig mit genügend Sauerstoff versorgt zu werden. Über die Atemfunktion verbrennt jede lebende Zelle organische Substanzen und gewinnt dadurch Energie. Dieser Vorgang ist auch als sogenannter Zellstoffwechsel bekannt. Mit der Einatmung nehmen wir Luft auf, die Sauerstoff enthält. Die Ausatmung enthält zusätzlich Kohlendioxid.
Bei einer Atemphase von gleichmäßig tief ein- und vollständig wieder ausatmen kommt so genügend Sauerstoff in den Körper und neben anderen Bestandteilen wird das Kohlendioxid wieder komplett ausgeschieden.
Die Ausatemphase bei der das Kohlendioxid und andere Abfallprodukte aus den Muskeln und dem Zellstoffwechsel abgegeben werden, bekommt eine besondere Bedeutung. Je freier die Atmung, desto vollständiger ist die Verbrennung und umso besser kann sich der Körper von den Abfallstoffen, die bei den Stoffwechselvorgängen anfallen, befreien.
Dies macht deutlich, welchen Einfluss der Atem auf unsere Lebensqualität hat.
Ist unser Körper gut versorgt mit genügend Sauerstoff und können die Abfallstoffe vollständig wieder abtransportiert werden, fühlt sich der Körper lebendig und energetisch an. Geht es uns körperlich gut, hat das natürlich auch einen Einfluss auf unser Wohlbefinden.
Nochmal zurück zu dem Einfluss, den wir auf unseren Atem nehmen können, bzw. welchen Einfluss unsere geistige/emotionale Ebene auf den Atem hat:
- Sind wir angespannt, gestresst, überfordert wird der Atem flach und eng
- Entspannt und geborgen wird der Atem langsam und tief
Und das wirkt auch umgekehrt:
Vertiefen und verlangsamen wir unseren Atem, werden wir entspannter und ruhiger.
Es gibt viele verschiedene Atemmuster, die unsere Verfassung widerspiegeln. Aussagen wie:„ Das verschlägt mir den Atem“, „da bleibt mir die Luft weg“ oder „da kann ich wieder frei atmen“ verbildlichen die Auswirkung auf den Atem.
Somit besitzen wir mit dem Atem ein Instrument, welches wir für unsere „Selbst-Therapie“ nutzen können.
Alle Atemschulen sehen in der Einatmung die Möglichkeit, sich dem Leben und neuen Erfahrungen zu öffnen. In einem tiefen und vollen Atemzug steckt aber auch symbolisch die Bereitschaft, sich dem Leben – mit all seinen Herausforderungen – mutig zu stellen. Kraftvoll und bewusst zu atmen bedeutet auch, Verantwortung für sein Denken und Handeln zu übernehmen und vorbehaltslos „JA“ zum Leben, zu den Umständen und zu sich selbst zu sagen.
Jede Ausatmung ist eine Einladung loszulassen: Altes, Verbrauchtes, Hinderliches, Belastendes, Ängste, schmerzliche Erfahrungen physischer und psychischer Natur. In der vollständigen Ausatmung steckt symbolisch auch die Fähigkeit, die Kontrolle abzugeben, sich ganz und gar einzulassen und hinzugeben. Jeder Atemzug birgt so die Möglichkeit, sich bewusst von Altem zu lösen und sich Neuem zu öffnen.
An der Qualität des Atemflusses ist erkennbar, wie wir mit uns und dem Leben zurechtkommen: Ein freier, fließender Atem ist Ausdruck von strömender Lebensenergie, während ein unruhiger, flacher Atem Ausdruck dafür ist, dass wir nicht im Einklang mit unserem Selbst und nicht im Fluss unseres Lebens sind.
Diese Erkenntnis ist erstmal „atemberaubend“:
Wenn sich ein emotionales oder mentales Ungleichgewicht im Atem zeigt, dann sollte es auch möglich sein, über eine bewusste Einflussnahme auf den Atem die Befindlichkeit zu erreichen.
Es ist ein Versuch wert:
Wann immer Du dich in einer Situation befindest, die dich unter Druck setzt oder Dir Angst bereitet, atme bewusst und tief ein und möglichst doppelt so lange wieder aus. Dadurch versorgst du deinen Organismus nicht nur mit mehr Sauerstoff, das bewusste Atmen hilft dir, wieder ruhiger zu werden und dich nicht von deinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Gelingt es Dir im Alltag immer häufiger, sich in belastenden Situationen an den Atem zu erinnern, kann er Dir zu einer größeren emotionalen Ausgeglichenheit und Stabilität verhelfen.
- Die Grundlage für eine tiefe, freie Atmung ist eine koordinierte, lockere und freie Körperhaltung
- Setze Dich dafür aufrecht hin und richte nochmal bewusst deinen Oberkörper auf, indem Du dir vorstellst, das Brustbein ein wenig vom Bauchnabel weg anzuheben
- Um Dir zunächst einmal Deinem Atem bewusst zu werden, hilft es die Augen zu schließen
- Nimm zwei, drei übertrieben tiefe Atemzüge, um Dir den Atem präsent werden zu lassen
- Lass' den Atem dann wieder etwas sanfter werden
- Folge mit Deiner Aufmerksamkeit der Einatmung und erfühle, welche Bewegung durch Deine Einatmung im Körper stattfindet
- Lasse jede Einatmung zu einem inneren „JA“ werden und heiße den Atem willkommen
- Versuche möglichst ohne „zu wollen“ sonder mit „geschehen lassen“ den Atem zu empfangen
- Den Atem in Deine Flanken und in die Rückseite Deines Körpers schickst
hast du die Einatmung langsam etwas kultiviert, so nehme die Ausatmung in deinen inneren Focus:
- lass' jede Ausamtung zu einen inneren Loslassen werden
- gestatte dem Atem Dich wieder vollständig zu verlassen
- versuche die Ausatmung möglichst doppelt so lange werden zu lassen wie die Einatmung
- sage Dir mit jeder Ausatmung: „loslassen, gehen lassen, geschehen lassen, abgeben“ und vertraue darauf, dass der Atem mit der nächsten Einatmung wieder kommt
Begleite Deinen Atem mit einem leisen, inneren, liebevollen Lächeln, das Du Dir selbst schenkst. Vielleicht kannst Du dadurch ganz subtil eine Veränderung Deiner Atmung spüren. Du wirst dadurch innerlich etwas durchlässiger und weicher.
Am Anfang ist es hilfreich, sich einen Atemrhythmus im Geiste vorzusagen. Z.B. einatmen auf 3 zählen, auf 1 halten und auf 6 wieder auszuatmen, auf 1 halten, auf 3 wieder einatmen usw. Also: 3-1-6-1 , du kannst auch einen anderen Rhythmus (z.B. 2-1-4-1 oder 4-1-8-1) probieren und die Variante wählen, welche für Dich am stimmigsten ist.
Mit dieser Atemübung lernst Du, mehr Bewusstsein für Deinen Atem zu entwickeln und gezielt den Atem zu vertiefen.
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren.
Herzlichst,
Eure Anja