Zunächst habe ich mir die Frage gestellt: „Was genau ist denn überhaupt Intelligenz ?“
Im Zeitalter von Internet bleibt diese Frage nicht lange unbeantwortet. Einmal kurz gegoogelt und Wikipedia liefert die Antwort:
Intelligenz (von lateinischintellegere „verstehen“, wörtlich „wählen zwischen …“ von lat. inter „zwischen“ und legere „lesen, wählen“)
Aha ! Intelligenz bedeutet also, dass ich etwas verstehe und dann zwischen etwas wähle.....Weiter finde ich im Wörterbuch die Definition:
die Fähigkeit, insbesondere durch abstraktes logisches Denken Probleme zu lösen und zweckmäßig zu handeln
Okay.....somit verstehe ich etwas, wähle aus und habe die Fähigkeit durch abstraktes, logisches Denken Probleme zu lösen und dann zweckmäßig zu handeln.
So, und hier liegt für mich der Hase im Pfeffer. Intelligenz schön und gut. Wird in wissenschaftlichen und technischen Bereichen unbedingt in höchstem Maße benötigt. Auch für die alltäglichen Dinge ist ein gewisses Maß dieser Intelligenz von großem Vorteil. Diese Art von Intelligenz entsteht aus dem Verstand. Aus dem, was wir bisher an bewiesenen Fakten gelernt haben und in unseren grauen Zellen abgespeichert haben.
Nun sind sich aber sehr viele Menschen einig darüber, dass wir als Mensch nicht nur aus einem Verstand bestehen. Nein, da gibt es noch ein bisschen mehr, was uns als Mensch ausmacht. Gibt es da nicht immer noch so eine andere Stimme im Hintergrund, welche sich ganz leise bemerkbar macht ?
In allen möglichen Varianten, aus verschiedenen Sichten und mit unzählig vielen verschiedenen Worte wurde seit Menschengedenken darüber philosophiert. Es gibt etwas in uns, was auch noch gehört werden möchte. Ich nenne es hier nun mal HERZINTELLIGENZ.
Dieser Begriff stammt nicht von mir. Ich habe ihn zum ersten Mal bei meiner Ausbildung zur Thai-Yoga-Massage-Ausbildung gehört. Inspiriert von meinem Ausbilder Tobias Frank, möchte ich dazu ermutigen und ein Bewusstsein dafür schaffen, mehr auf unser Herz zu hören.
Der eigenen Intuition Glauben zu schenken hört sich viel einfacher an als es ist. Jahrzehnte lang habe ich mich im Aussen orientiert. Noch immer liegt meine Aufmerksamkeit auch immer im Aussen, jedoch versuche ich auch immer mit meinem Innen abzugleichen. Und das nicht nur auf intellektueller Basis.
Was ich bei vielen Menschen um mich herum sehe ist, dass sich viele ebenfalls nicht auf ihre Intuition verlassen, sondern alles irgendwie rationell erfassen und im Verstand verarbeiten möchten ohne den Dingen nachzufühlen. Wir werden dazu erzogen, den Verstand und die Worte höher zu schätzen als unsere Gefühle. Wie oft haben wir von unseren Eltern gehört: „Denke erst nach, bevor Du sprichst.“ Was wir in diesem Moment gefühlt haben war nicht von Bedeutung.
Der (Irr-)Glaube an die Allmacht des Verstandes, dem wir uns in Erziehung, Schule und Arbeitswelt schwer entziehen können, führt dazu, dass wir unseren Gefühlen nicht mehr vertrauen. Fast jeder kennt eine Situation, in der der Verstand laut eine Entscheidung getroffen hat und das leise Gefühl dahinter einen unguten Beigeschmack gab.
Intuition ist eine zarte Plfanze. Sie braucht Dein Vertrauen, um wachsen zu können. Und sie braucht einen inneren Raum, den Du schaffen kannst, indem Du ihr Aufmerksamkeit schenkst. In der heutigen Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, in der Stress für viele Menschen zum Dauerzustand geworden ist und jeder Tag Dutzende visuellen und akustischen Sinnesreizen auf uns einströmen, haben es viele Menschen schlichtweg verlernt, zu spüren und vor allem: sich selbst zu spüren.
Wieder in das pure Spüren bzw. in das Hineinspüren oder Nachspüren zu gelangen ist ein Weg. Was wir uns jahrelang wegtrainiert haben bzw. verdrängt haben, lässt sich nicht von heute auf morgen einfach wieder anschalten. Die gute Nachricht aber ist:
Es immer noch da ist. Und zwar voll und ganz !
Der erste Schritt zur Besserung ist bekanntlich die Selbsterkenntnis. Zu erkennen, dass auch Du diese leise Stimme, dieses Gefühl bzw. diese Herzintelligenz in dir trägst, lässt Dich den Weg dorthin finden. So führen auch hier, wie nach Rom, viele Wege. Ein oft gewählter und schöner Weg ist der Weg über den Körper.
Z.b. eine Katze zu streicheln, im warmen Sand zu laufen oder ein laue Prise Wind wäre eine Möglichkeit für die ersten Schritte hin zum Spüren. Mit geschlossenen Augen sich ganz diesem Moment hingeben, versuchen nicht zu denken und einfach nur das zarte Fell mit den Händen, den warmen, weichen Sand unter den Füssen oder den lauen Luftzug auf der Haut zu spüren wird so zum Erlebnis, welches mit dem Verstand nicht erfasst werden kann.
Yoga wäre ein weiterer Schritt, da es schon immer u.a. zum Ziel hatte, nach Innen zu hören. Über die körperlichen Übungen, die als Anfänger erstmal noch ein reines Fitnessprogramm sind, wird mit zunehmendem Üben die Verbindung nach Innen gestärkt. Durch das Hineinspüren, wie sich wann eine bestimmte Stellung anfühlt, entsteht ein Vertrauen in das Spüren. So bekommt dieses Spüren mehr und mehr Präsens und wird auch in Alltagssituationen zum Begleiter. Der Körper ist unbestechlich und gibt immer ganz ehrliche Rückmeldung darüber, ob sich eine Bewegung gut anfühlt oder nicht. So wächst das Vertrauen in das eigene Spüren.
Ist dies erst einmal kultiviert worden, so kann das Spüren immer feiner werden. Nicht nur auf körperlicher Ebene lässt sich vieles Erspüren. Wenn wir etwas tiefer in uns Hineinspüren, dann stossen wir auf unsere Gefühle. Diese sind sehr oft nicht mehr mit dem Verstand vereinbar. Die Gefühle sind die Sprache des Herzens. Hier nähern wir uns ganz stark unser Intelligenz des Herzens.
Gefühle wir Freude, Lust, Entpannung sind überaus schöne Gefühle, denen man sehr gerne nachspürt, hineinspürt und einfach nur spürt. So ist in unserer Gesellschaft das Leben sehr oft auf diese Gefühle ausgelegt. Um diese Gefühle zu erlangen, ist die Menschheit sehr erfinderisch geworden. Und im Strudel dieser „I feel well“- Kultur werden die anderen Gefühle wie Trauer, Wut, Angst, etc. völlig in den Hintergrund verdrängt.
Ja wie soll da unser Herz sprechen können, wenn es nur einen Teil seiner Sprache erlaubt bekommt ? Ohne Feuer würden die meisten Speisen recht übel schmecken und wären kein Ausdruck mehr von Lebensqualität und Genuss. Wenn wir uns die Gefühle verbieten, welche eben unangenehm sind, so sind wir nicht ganz. So besteht das Leben nur daraus ständig irgendwelche Situationen zu erschaffen, die uns beglücken. Das kann ganz schön stressig werden. Und vor allem, wir sehen nicht mehr klar und hören nur auf den Verstand, der immer besser sein möchte.
Auch die Gefühle, die uns zunächst nicht „in den Kram passen“ möchten gefühlt werden. Schenken wir ihnen erstmal Gehör und durchfühlen auch Dinge, die uns momentan klein und schlecht wirken lassen, werden wir daraus gestärkt hervorgehen. Jedes Gefühl ist ein Ausdruck unseres Herzens und genauso wie unserem Körper können wir auch unserem Herz vertrauen.
Unser Herz besitzt soviel Weisheit in sich, welche unendlich und verbunden mit dem Großen und Ganzen ist. Hat man erst mal den Mut gefasst und sich in einer Situation für das entschieden, was einem das Herzen über das Gefühl sagen möchte und nicht für das, was der Verstand so laut ruft, fügen sich die Dinge meist von ganz alleine. Auch hier wächst das Vertrauen mit jeder neuen Erfahrung, die mit dem Herzen gemacht wurde.
Über die Gefühle hinaus spricht unser Herz auch über das, was weder mit Worten noch mit Gefühlen zum Ausdruck gebracht werden kann. Wir nennen es Liebe. Liebe ein so grosses Wort, welches schon von so vielen großen Künstlern in Form von Gedichten, Musik, Skulpturen, Gemälden und was auch immer und von allen Religionen irgendwie verständlich gemacht werden wollte.
Man kann es nicht hör'n, man kann es nicht seh'n,
es tut oft weh, doch es ist auch schön,
es ist kein Wein und es geht ins Blut und es tut, es tut sooo gut,
Es ist kein Gold, doch es macht reich,
ein Herz aus Eisen wird dadurch weich,
es ist kein Feuer aber es brennt,
Sag' mir, wie man das nennt ?
Ja, so ist die Liebe. Spüren lässt sie sich am besten mit jeder Berührung, die aus dem Herzen kommt. Eine herzliche Umarmung, nicht nur weil es grad so in ist, sondern weil man das Bedürfnis hat, einen Menschen zu umarmen, sagt mehr als 1000 Worte. Gelingt es uns, die zwischenmenschliche Berührung zu kultivieren und als Selbstverständlich zu betrachten, werden uns viele Informationen zuteil, welche wir nur mit dem Herzen verstehen können.
Aus dem Herzen heraus zu leben und zu entscheiden – das klingt vielleicht banal, und wahrscheinlich kennst Du auch das berühmte Zitat aus dem Kleinen Prinzen:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Die wesentlichen Dinge sind für das Auge unsichtbar.“
Aber wenn wir daran arbeiten, unsere Herzintelligenz zu kultivieren und damit wieder ein Gespür für uns selbst zu entwickeln, wird unser Verständnis für das was ist um ein vielfaches klarer werden.
Und ich wage es sogar zu behaupten: Die Welt wäre eine bessere !
In diesem Sinne: „Lass' Dein Herz mitentscheiden und vertraue darauf, dass es eine weitaus höhere Intelligenz hat, als der Verstand je erreichen kann!“
Herzlichst, Eure
Anja